Microsoft sucht entlaufenen Jugendlichen: Menschenfreundlichkeit oder geschmacklose PR-Kampagne?

Die Horrorvorstellung aller Eltern: Das eigene Kind verlässt heimlich das Haus und wird fortan vermisst. So geschehen in Kanada, wo der Jugendliche Brandon Crisp seit dem 13. Oktober vermisst wird.

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Häusliche Unstimmigkeiten, ausgelöst durch die exzessive Benutzung seiner XBox 360 (hauptsächlich das Spieles Call of Duty – Modern Warfare) sollen der Grund für die Flucht gewesen sein.
Nachdem eine Woche später das Fahrrad des Jugendlichen in einem Straßengraben gefunden wurde, verbreitete die kanadische Presse das Gerücht, ein Mitglied der XBox Live-Community habe ihn entführt. Dies entspricht durchaus der Vorstellung einiger amerikanischer Medienschaffenden, die den Dienst „XBox Live“ bereits in der Vergangenheit als neues Terrain betrügerischer Pädophiler sahen.

Meiner Meinung nach könnte die Analogie nicht besser sein: In Deutschland zensiert man jeden Blutstropfen und verurteilt Spieler gerne mal als „potentielle Amokläufer“, wohingegen im prüden Amerika (bzw. Kanada) zwar blutige Gemetzel, Folter und Mord in den Medien an der Tagesordnung sind, aber Alles, was auch nur ansatzweise in Richtung Sexualität geht, auf’s Übelste verteufelt und verachtet wird. Dementsprechend wärees wohl geradezu eine Verfehlung, amerikanische Gamer lediglich als Amokläufer zu fürchten – unter „Kinderschänder“ geht da Nichts!

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Bezüglich des verschwundenen Kanadiers hat Microsoft nun einen Aufruf gestartet und bittet öffentlich um Mithilfe an diesem Fall. Knapp 20.000 Dollar verspricht das Unternehmen für sachdienliche Hinweise.

Für einen paranoiden Pessimisten/Realisten mich stellt sich hier ganz eindeutig die Frage, ob es sich dabei nicht schlicht um eine perfide PR-Kampagne handelt, die schlicht das Image von Microsoft als familienfreundliches Unternehmen steigern soll. Eine andere Erklärung ist, dass man in diesem Fall negativer Presse vorbeugen bzw. entgegenwirken will, da die Medien auffällig schnell die Verbindung zwischen dem Verschwinden des Jungen und dem XBox Live-Dienst hergestellt haben.

Allerdings sei in jedem Fall davor gewarnt, voreilige Schlüsse zu ziehen. Denn genauso, wie ein Egoshooter allein niemanden zum Amokläufer machen wird, würde der Streit um die Benutzung von XBox Live wohl kaum als alleinige Erklärung für diese komplexe Situation ausreichen.

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