Gamerinnen in der Schublade

 

Lange war die Gamerszene eine Männerdomäne und nur vereinzelt gab es die ein oder andere „Zockerin“.
Meist gut getarnt unter weiten, dunklen Kapuzenpullis, versteckten sie ihre Weiblichkeit hinter schroffen Spielecharakteren, um sich den nötigen Respekt zu verschaffen – oder zumindest, um nicht weiter aufzufallen. Unfreiwillig entstand so das Klischee der ungestylten, ungeschminkten, in Schlabberklamotten den ganzen Tag im abgedunkelten Zimmer, einsam an der heimischen Konsole hängenden Gamerin.
Heute erinnern wir uns glücklicherweise nur noch schemenhaft an diesen mittelalterlichen Abschnitt der Gamingszene.
Schon seit Jahren haben Frauen die virtuelle Welt für sich erobert, die Entwickler haben diese Zielgruppe seit Langem für sich entdeckt und die Frauen nehmen im Kampf sich auch innerhalb der Branche zu platzieren gerade erst richtig Fahrt auf.

 

Der weibliche Vormarsch

Das Angebot an Spielen und Plattformen für Frauen und Mädchen ist mittlerweile breit gefächert.
Von kleinen, bunt gestalteten, zuckersüßen Spieleapps, über Pferdesport- und Modesimulationen, bis hin zu kompletten Adventure Games mit weiblichen Hauptfiguren gibt es inzwischen praktisch nichts, was es nicht gibt. Auch die Spieleauswahl in Online Casinos bietet Anderem mit Spielen wie „An Evening with Holly MadisonTM„, „Alice in WonderlandTM“ oder „Fairy TaleTM“ reichlich Stoff für weibliche User.
Allgemein sind die heutigen Spiele farbenfroher und facettenreicher. Kein Wunder, liefert doch die Fantasy- und Rollenspielwelt ein unerschöpfliches Repertoire an femininen Gestalten, die sich sowohl optisch als auch charakterlich in unendlichen Varianten ausgestalten lassen.

Natürlich dauerte es nicht allzu lange, bis die Frauen auch in das von Männern in unseren Breiten bisher eher im Verborgenen praktizierte Cosplay fanden.
Diesem, im Japan der 90er Jahre entstandenen, Trend gelang es durch die globale Vernetzung über das Internet in den letzten Jahren sich weit über den asiatischen Raum hinaus zu verbreiten und so finden auch hierzulande immer mehr Menschen Gefallen daran auch optisch in die Rolle ihres Lieblingscharakters zu schlüpfen. Und wenn man ehrlich ist, haben Frauen auf diesem Gebiet einen entscheidenden Vorteil – ihre Kostüme sind zumindest teilweise absolut öffentlichkeitstauglich! Völlig egal, für welches Outfit sie sich entscheiden, sie werden beim Feiern mit den Mädels immer stylisch auffallen – während es sich mit einem Ganzkörper-Oger-Kostüm vermutlich eher unbequem an der Bar steht.

 

Das E-Girl-Phänomen

 

In den sozialen Netzwerken wie TikTok, Tumblr oder Instagram war so schnell das E-Girl geboren. Im Grunde lässt sich jede Frau, auf die Folgendes zutrifft, als E-Girl bezeichnen:

• hat ein Profil auf den genannten Plattformen
• auffällig gestylt (Cosplay Elemente)

Denn auch wenn man deren Wahrheitsgehalt nicht auf Herz und Nieren überprüfen kann, halten sich nach wie vor fragwürdige Gerüchte über einige dieser E-Girls. So sollen zum Beispiel manche von ihnen gegen diverse Formen von Cybersex von ihren Fanboys reichlich beschenkt werden, indem sie sich von diesen begehrte Skins, wertvolle Waffen und Gadgets oder gar ganze Spiele schicken lassen. Kritische Stimmen sprechen bewusst provokativ teilweise schon von „Prostitution“ für ihr Hobby. Tatsächlich muss ein E-Girl nicht einmal Videospiele mögen, denn das „E“ steht lediglich für „electronic“ und bezieht sich auf die massive Präsenz in den elektronischen Medien.
In der Realität sind natürlich auch viele der E-Girls leidenschaftliche Gamerinnen. Aber nicht alle leidenschaftlichen Gamerinnen sind E-Girls. Und genau das scheint ein neues Problem aufzuwerfen.
 

Na und, lasst sie doch machen – denkt der ein oder andere nun vielleicht im ersten Moment. Schließlich schaden sie ja niemandem, wenn beide Seiten mit dem was getauscht wird, einverstanden sind. Am Ende bleibt jedem selbst überlassen, worauf er sich in der virtuellen Welt einlassen möchte und worauf nicht und es steht anderen nicht zu, darüber zu urteilen.

Achtung, Verwechslungsgefahr!

Da der Mensch an sich nun aber leider nicht gerade zur (vor-)urteilsfreien Einschätzung seines Gegenübers neigt, macht dieser Umstand auch vor der Gamingszene nicht Halt. Wie bereits geschildert, sind sexuelle Belästigung, Sexismus und die Diskriminierung von Frauen in der Szene kein Novum – doch Abseits dieser ohnehin schon mehr als lästigen „Altlasten“ finden sich nun plötzlich Frauen, die einfach nur am Spielgeschehen teilhaben und damit ihrem Hobby nachgehen möchten, in der Schublade des E-Girls wieder.

Fast schon reihenweise werden sie mit Nachrichten bombardiert in denen ihnen entsprechend anzügliche „Tauschangebote“ unterbreitet werden. Im Normalfall sollte an dieser Stelle ein einfaches „Nein“ vollkommen ausreichen, um das vermeintliche Missverständnis zu lösen. Häufig geben sich die frustrierten Anfragesteller damit jedoch nicht zufrieden und so muss sich die Frau in diesen Fällen oftmals mit Beschimpfungen, Beleidigungen und weiteren Erniedrigungen herumschlagen.
Glücklicherweise bieten auch Online Games ebenso wie Social Media Plattformen die Option, andere Personen zu blockieren und sich damit besonders anstrengende Exemplare vom Hals zu schaffen. Wohin aber soll das auf Dauer führen, wenn die allgemeinen Zustände sich nicht verbessern?

Der Kampf für ein faires Miteinander auf dem virtuellen Spielfeld geht also in die nächste Runde und er wird vermutlich erst enden, wenn auch der Letzte begriffen hat, dass online wie offline die gleichen Regeln im Umgang miteinander gelten.

Wenn man also beim Offline-Hobby eine Frau nicht mit „Hi. Wenn du Sex mit mir hast kauf ich dir neues Equipment!“ anspricht, dann sollte das auch beim Online-Hobby ein No-Go sein.

Bild: pixabay.com, RobinHiggins, 3355958

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